Medienschaffende bleiben (vorerst) auf X. Punkt. Plattformen wie Bluesky, LinkedIn oder Instagram Threads sind keine Alternativen. Eine Analyse von Die Schwedin.
Wohin steuert X und welche Social-Media-Plattformen gewinnen an Bedeutung? Im fünften und voraussichtlich letzten Teil unserer Recherche beleuchten wir die meistgenutzten Social-Media-Kanäle von Schweizer Medienschaffenden im Juni 2024. Nach dreimonatiger Pause haben wir die Recherche nochmals aufgenommen und stellen fest: X bleibt vorne, Bluesky und Threads werden kaum genutzt.
Unsere Analyse startete im Dezember 2023 und konzentrierte sich auf die Frage: Auf welchen Social-Media-Plattformen sind Schweizer Medienschaffende zu finden? Ist es weiterhin der Nachrichtendienst X, trotz der von Besitzer Elon Musk umstrittenen Änderungen an der Plattform? Oder wechseln Schweizer Journalist:innen zu Alternativen wie LinkedIn, Bluesky oder Instagram Threads? Um dies zu klären, haben wir die Aktivitäten von 38 ausgewählten Medienschaffenden aus der Deutschschweiz (25), der Romandie (8) und dem Tessin (5) untersucht.
Bevor Sie hier weiterlesen, empfehlen wir Ihnen, unser Zwischenfazit des Recherche-Zeitraums Dezember 2023 bis Februar 2024 zu lesen.
Post-Routinen bleiben unverändert
Wie sieht das Bild heute aus? Hier sind die Ergebnisse für Juni 2024. Wir vergleichen sie mit den erhobenen Daten vom Februar 2024. Dabei sind keine grossen Veränderungen zu vermerken.
Deutschschweiz: Im Juni erreichte die Aktivität auf X einen neuen Höchststand mit insgesamt 937 Posts. Im Gegensatz dazu gab es bei Bluesky und Threads Rückgänge: 47 Posts weniger auf Bluesky und 19 Posts weniger auf Threads. LinkedIn wird vergleichbar genutzt. Es werden 81 Posts von 25 Medienschaffenden publiziert. Nur noch sechs der 25 Journalist:innen posten auf Bluesky und drei auf Threads, während sich die 937 X-Beiträge auf 21 Personen verteilen. Bei LinkedIn sind 14 Personen aktiv.
Tessin: Hier konzentriert sich die Aktivität vollständig auf X mit insgesamt 432 Posts, ebenfalls ein Höchstwert im Analysezeitraum. Alle fünf analysierten Journalist:innen sind aktiv.
Romandie: Das Postverhalten der acht analysierten Medienschaffenden bleibt im Vergleich zum Februar unverändert. Es werden nur X und LinkedIn genutzt, mit Ausnahme eines einzigen Posts auf Threads.
Auffallendes unter den Journalist:innen
Wenn wir einen Blick auf die einzelnen Journalist:innen werfen, dann fallen drei Personen auf.
- Tech-Journalist Thomas Benkö vom Blick ist sehr aktiv auf Social Media und beteiligt sich seit der Musk-Übernahme aktiv am Diskurs über mögliche X-Alternativen. Seit seinem Blogbeitrag im Februar, dass es keine Alternative zu X gäbe, hat er Bluesky und Threads nicht weiter genutzt.
- Die WOZ-Journalistin Anna Jikhareva ist im Juni wieder aktiv auf Bluesky, nachdem sie im Januar und Februar nichts gepostet hatte. Auf X bleibt sie konstant aktiv mit 10 bis 20 Posts pro Monat.
- Agathe Seppey, Journalistin bei Le Temps, postete im Juni auf Threads einen Beitrag.
Was sagt das aus? Es scheint, dass Schweizer Journalist:innen punktuell auf den Plattformen experimentieren, um selbst am Ball zu bleiben und keine Trendwende zu verpassen. Der Plattform X bleiben sie aber alle treu und bauen ihre Aktivitäten sogar noch aus.
Ein Blick über die Landesgrenzen
X bleibt in den Schlagzeilen. Zuletzt musste X gegenüber der Europäischen Kommission Rechenschaft bzgl. der Anzahl und Sprachkompetenz ihrer Content-Moderatoren ablegen. Es seien zu wenige, so der Vorwurf, insbesondere hinsichtlich der aktuellen politischen Geschehnisse. Auch die KI erschwert X das Leben. So kursieren KI-generierte Bilder von Popstar Taylor Swift, die X nur schwer stoppen konnte.
X zählt über 500 Millionen User:innen und bleibt damit die grösste Plattform. Bluesky liegt aktuell bei 6 Millionen User:innen, davon sind knapp die Hälfte aus den USA. Noch immer heisst es, Bluesky könnte die führende Alternative für X werden oder X sogar eines Tages überholen. Die Plattform wächst langsam, aber stabil.
Nach einem Jahr zeigt Threads Erfolge, hat aber auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Der Blitzstart mit 100 Millionen User:innen innerhalb von fünf Tagen war beeindruckend, aber die langfristige Bindung bleibt ein Problem. Mit etwa 40 Millionen aktiven Nutzenden 2024 und einer durchschnittlichen Verweildauer von 10 Minuten pro Tag gibt es noch Verbesserungspotenzial.
Fazit
Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk, liegt nun bald zwei Jahre zurück. Trotz der massiven Kritik scheint sich die etablierte Plattform an der Spitze zu halten.
Sie wollen Medienschaffende in der Schweiz erreichen? Dann sind sie auf X richtig! Auch LinkedIn wird ziemlich rege von Schweizer Medienschaffenden genutzt. Der Fokus liegt dort aber eher auf beruflichem Austausch und Netzwerkpflege, nicht auf tagesaktuellen News.
Das ist das vorläufige Ende unserer Recherche. Wir werden die Dynamik natürlich weiterhin beobachten und Sie auf dem Laufenden halten.
Haben Sie die vorangegangenen Teile unserer Recherche verpasst? Kein Problem, hier geht's zu den einzelnen Blogbeiträgen: