X, Bluesky, Threads oder LinkedIn: Welche Plattformen nutzen Schweizer Medienschaffende? Eine Analyse von Die Schwedin.
Willkommen zum dritten Teil unserer Recherche zur Frage: Wie steht es um den Kurznachrichtendienst X und welche neue Plattform hat das Potenzial, Twitter zu ersetzen? Lesen Sie hier, welche Social-Media-Kanäle im Januar unter Schweizer Medienschaffenden besonders beliebt waren und ob LinkedIn, Bluesky und Instagram Threads als mögliche Twitter-Nachfolger Boden gut machen konnten.
Seit Dezember 2023 analysieren wir die Social-Media-Aktivitäten von Schweizer Journalistinnen und Journalisten, um herauszufinden, wie (schlecht) es wirklich um X steht und welche Plattformen eine reale Chance haben, das neue Twitter zu werden. Hintergrund unserer Recherche ist der Wirbel um X und die für unsere Kund:innen zentralen Fragen: Sollen wir auf X bleiben? Wo erreichen wir Medienschaffende? Ist unser Publikum zu LinkedIn, Bluesky oder Threads abgewandert?
Das Fazit unserer ersten Auswertung vom Dezember: X bleibt unter den Schweizer Medienschaffenden die mit Abstand am häufigsten genutzte Plattform. Besonders in der Suisse Romande und im Tessin scheinen die potentiellen Twitter-Nachfolger Bluesky und Instagram Threads noch kaum ein Thema zu sein.
Aber bleibt das so oder braucht die Twitter-Ablösung unter den Medienschaffenden einfach Zeit? Um das herauszufinden, wiederholen wir unsere Recherche regelmässig und liefern Ihnen die neuesten Zahlen. Insgesamt umfasst unsere Analyse die Social-Media-Kanäle von 38 ausgewählten Medienschaffenden aus allen Sprachregionen: 25 aus der Deutschschweiz, 8 aus der Romandie und 5 aus dem Tessin.
Das ist das Resultat für den Monat Januar 2024:
Januarloch in der Deutschschweiz
In der Deutschschweiz verzeichnen wir im Januar auf allen Kanälen weniger Aktivität als im Vormonat. Auf X ist der Unterschied eklatant: Insgesamt haben die 25 ausgewählten Medienschaffenden 200 Posts weniger veröffentlicht als im Dezember. Auch auf Threads scheint die Anfangseuphorie etwas verflogen zu sein. Zwar waren wie schon im Dezember insgesamt sechs Personen auf Threads aktiv, jedoch war die Anzahl publizierter Posts deutlich tiefer. Im Dezember gab es 94 Posts auf Threads, im Januar zählen wir noch 34 Posts. Auch auf Bluesky sind nur noch 12 der Deutschschweizer Journalistinnen und Journalisten, denen wir folgen, aktiv (im Dezember waren es 14). Die Anzahl veröffentlichter Posts verringerte sich jedoch nur um insgesamt 11 Posts.
Bluesky und Threads? No, grazie.
Bei den Medienschaffenden aus dem Tessin und der Suisse Romande hat sich im letzten Monat wenig geändert: Die 8 Journalistinnen und Journalisten aus der Westschweiz haben im Januar ähnlich viele Posts veröffentlicht wie im Dezember und sie sind nach wie vor nicht auf Bluesky und Threads anzutreffen.
Unter den Tessiner Medienschaffenden ist die Anzahl X-Posts im Januar um 222 Posts höher, weil eine Journalistin so richtig Gas gegeben hat. Paula Nurnberg von Radiotelevisione svizzera (RSI), hat im Dezember 8 Posts veröffentlicht, im Januar hingegen ganze 237 Posts und Reposts. Bluesky und Threads werden auch im Tessin nach wie vor nicht als Kommunikationsplattformen von Medienschaffenden genutzt.
Fazit
Entgegen allen Spekulationen über ein mögliches Ende von X hat die Plattform im Januar unter den Schweizer Medienschaffenden nochmals zugelegt. Sie veröffentlichten 1107 Posts und Reposts auf X (71 Prozent), verglichen mit 297 auf Bluesky (19 Prozent), 118 auf LinkedIn (8 Prozent) und 34 auf Threads (2 Prozent).
33 der 38 Medienschaffenden in unserer Recherche waren im Januar auf X aktiv, 12 auf Bluesky, 16 auf LinkedIn und 6 auf Threads. Bluesky hat somit zwei Nutzende verloren, auf Threads ist ebenfalls eine Person weniger aktiv. Damit bestätigt unsere Januar-Recherche, dass nach wie vor nicht von einer Verschiebung weg von X hin zu einer alternativen Plattform gesprochen werden kann.
Was bedeutet das für Sie?
Um Medienschaffende zu erreichen, bleibt X die wichtigste Plattform – auch wenn vor allem in der Deutschschweiz einige Journalistinnen und Journalisten auch auf LinkedIn, Bluesky und/oder Threads aktiv sind. Wir ziehen daher keine voreiligen Schlüsse und beobachten die Situation weiter. Denn spannend bleibt es, zumal Bluesky seit Anfang Februar ohne Invite-Codes für alle zugänglich ist. Den Code zur Tür des Blauen Himmels musste man sich bisher via bestehende Nutzer:innen erkämpfen. Wir sind gespannt, ob der freie Zutritt Bluesky weiter Schub verleiht.
Nach wie vor empfehlen wir Unternehmen, die aktiv Medienarbeit über Social Media betreiben wollen, ihren X-Account zu behalten und auch auf Bluesky ein Unternehmenskonto zu eröffnen. Frühzeitig den Firmennamen zu reservieren, ist immer eine gute Idee!
Wie es weitergeht mit Bluesky, Threads, LinkedIn und X? Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Lesen Sie in der Zwischenzeit den Auftakt unserer Blog-Serie und – im ersten Teil unserer Analyse – wie sich selbst auf Social Media ein Röstigraben auftut.