Wo kann KI uns unterstützen – und wo nicht?
Zu diesem Thema habe ich am diesjährigen Social Media Summit in Engelberg ein Inputreferat gehalten. Lesen Sie hier, was KI kann, wo sie an ihre Grenzen stösst und wie wir das Beste aus beiden Welten kombinieren.

Künstliche Intelligenz (KI) erobert schrittweise unsere Arbeitswelt – auch im Social Media und Community Management. Sie unterstützt bei der Strategieentwicklung, Content-Erstellung und Moderation – Aufgaben, die eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Klingt fast wie ein Traum, oder? Doch bevor wir denken, wir könnten die Füsse hochlegen und der KI alles überlassen, sollten wir uns fragen: Wo kann KI tatsächlich unterstützen – und wann braucht es weiterhin unsere menschlichen Fähigkeiten?
Community Management: Was KI wirklich drauf hat
Die Basics zuerst: Community Management bedeutet, eine Online-Community zu pflegen und weiterzuentwickeln. Dabei geht es nicht nur darum, ein paar Likes zu sammeln, sondern echte Beziehungen aufzubauen. Und ja, das bedeutet oft viel Arbeit! Doch genau hier kommt KI ins Spiel, die uns bei Routineaufgaben entlasten kann – und damit mehr Raum für das Wesentliche lässt.
Beispiel gefällig? Stellen wir uns vor, wir haben eine Community für einen veganen Superfood-Drink aufgebaut. Die Mitglieder posten begeistert ihre Smoothie-Kreationen, diskutieren über die besten Rezepte, und zwischendurch kommt natürlich auch immer wieder die Frage, ob es nicht bald eine Schoko-Variante gibt (die Antwort: Vielleicht!). Dank KI könnten wir einen Teil der Fragen automatisiert beantworten lassen – und uns darauf konzentrieren, die spannendsten Rezepte zu highlighten oder auf besondere Wünsche persönlich einzugehen.
1. Strategieentwicklung: KI als Trend-Scout
Hier glänzt KI: Sie analysiert Daten, erkennt Trends und zeigt uns, wo die Reise hingehen könnte. Mit einer schnellen Zielgruppenanalyse und Wettbewerbsbeobachtung können wir gezielt entscheiden, welche Themen wirklich ankommen.
- Markttrends analysieren: Tools wie ChatGPT können auf Social Media die neuesten Trends finden – ohne dass wir stundenlang durch den Feed scrollen müssen und dann doch irgendwas übersehen. Ein Beispiel: «Welche Trends sind im Moment im Bereich ‹Veganer Lifestyle› wichtig?» KI spuckt die neuesten Smoothie-Bowls und Quinoa-Kreationen aus, die wir direkt in unsere Content-Planung aufnehmen können.
- Wettbewerbsanalyse: Wer schon einmal versucht hat, die Social-Media-Strategien seiner Mitbewerber:innen herauszuarbeiten, weiss, wie viel Zeit das kostet. ChatGPT erstellt uns ein Ranking der Top-Posts der Konkurrenz und spart damit viel Zeit. Was wir damit machen, müssen wir selbst entscheiden – also das wirklich Wichtige.
2. Content Creation: KI als Inspirations-Booster
Content-Erstellung macht meist viel Freude, aber wir kennen es wohl alle, dass die Ideen einfach nicht immer sprudeln wollen. KI kann eine prima Inspirationsquelle sein und liefert uns Entwürfe, die wir dann ausbauen, umbauen und verfeinern können.
- Post-Ideen generieren: Ein einfacher Prompt wie «Schreibe mir 10 kreative Ideen für Posts über [Thema]» liefert sofort Vorschläge. So könnten wir für unseren Superfood-Drink Ideen für Posts erhalten wie «Ein Smoothie für jede Stimmungslage» oder «Welche Zutat bist du?»
- SEO-Optimierung und Bildideen: Wer SEO-optimierte Texte braucht, dem präsentiert ChatGPT auch gleich die passenden Keywords. Und mit Canva Dream Lab oder Adobe Firefly bekommen wir passende Bildideen für unsere Inhalte. Allerdings sind die meisten davon wirklich nur Ideen – denn brauchbar sind KI-Bilder für die meisten Brands nicht wirklich.
3. Redaktionsplanung: KI sorgt für Überblick
Ein strukturierter Redaktionsplan ist Gold wert. KI hilft uns, relevante saisonale Themen und Events automatisch in die Planung einzubauen, sodass wir immer pünktlich auf die nächste «Veganuary»-Welle aufspringen können – oder die Sommerhitze mit einem Smoothie-Post begleiten.
- Saisonale Highlights: Mit einem einfachen «Erstelle einen monatlichen Redaktionsplan mit saisonalen Highlights» schlägt KI uns Themen vor, an die wir vielleicht gar nicht gedacht hätten. Wie den «Welttag der Avocado».
4. Moderation und Stimmungsanalyse: KI als Wächterin der Kommentarspalten
Community Management kann hektisch sein. Doch auch hier kann KI den Überblick behalten und Stimmungen im Auge behalten.
- Automatisierte Antworten: FAQ-basierte Fragen lassen sich theoretisch über Chatbots beantworten, sodass wir nicht jeden Tag aufs Neue die Versandkostenfrage beantworten müssen. Bei vielen Firmen ist das Risiko falscher Antworten dann aber doch zu gross. Und bei einer frustrierten Nachricht, dass das Paket nicht angekommen ist, braucht es sowieso auf jeden Fall die menschliche Empathie. Uns ist es aktuell noch zu heikel, das Kommentarmanagement komplett zu automatisieren. Aber wir lassen uns gerne Antworten auf Kommentare vorschlagen – und checken dann nochmals gründlich, ob sie wirklich korrekt sind.
- Stimmungsanalyse: KI erkennt frühzeitig negative Stimmungen, bevor sie zu Shitstorms werden. So können wir reagieren, bevor der Smoothie überkocht. Aber selbst Zeit auf der Plattform zu verbringen, wird dadurch nicht obsolet. Wer seine Community wirklich spüren will, muss zumindest einen Teil des Community Management selbst übernehmen.
5. Reporting und Monitoring: KI macht uns zum Daten-Profi
Keine Community-Strategie ohne Datenanalyse. Aber die Auswertung und das Erstellen von Reports ist nicht in 5 Minuten gemacht. Hier kann die KI eine echte Erleichterung sein, um Daten zu vergleichen. Allerdings gibt es auch hier ein Aber: Die Zahlen müssen gut geprüft werden! KI vergisst manchmal eine Zeile, extrapoliert Daten nicht immer korrekt und kann mit manchen Datei-Formaten nicht gut umgehen. Daher: Bitte nicht blind vertrauen! Und der Aufwand, am Anfang alles korrekt einzurichten, ist relativ hoch. Es lohnt sich also nur, wenn man das Setup auch dauerhaft nutzen will.
- KPIs überwachen: Wichtige Kennzahlen wie Reichweite und Engagement lassen sich in regelmässigen Abständen einfach abrufen und überwachen. So erkennen wir, ob unser letzter Smoothie-Post wirklich so gut ankam oder ob wir doch lieber wieder zu Matcha wechseln sollten.
Die Grenzen der KI – warum der Mensch entscheidend bleibt
So beeindruckend KI ist, gibt es eben Dinge, die sie nicht leisten kann. Community Management lebt davon, Beziehungen aufzubauen, komplexe Emotionen zu verstehen und ein nachhaltiges Ziel zu verfolgen – und genau hier zeigt sich, warum wir als Menschen unersetzlich sind.
1. Vision und langfristige Zielsetzung: KI ist ein wertvolles Tool, aber sie hat keine eigene Vision und kümmert sich nicht selbstständig um dein Projekt. Die langfristige Weiterentwicklung der Community, das Erkennen von Potenzialen und das Vorantreiben neuer Ideen ist weiterhin die Aufgabe von Menschen. Nur wir wissen, wohin wir mit der Community möchten und wie wir sie langfristig aufbauen und gestalten wollen. KI ist kein:e selbstständig agierende:r Mitarbeiter:in, sondern ein Werkzeug, das geführt und gefüttert werden muss.
2. Empathie, Authentizität und gesunder Menschenverstand: Der menschliche Austausch ist und bleibt essenziell im Community Management. KI kann unterstützen, aber um die Verantwortung komplett zu delegieren, dazu macht die KI aktuell einfach noch zu viele Fehler.
3. Ethik und Diversität: KI ist biased, wenn es um Werte oder moralischen Überzeugungen geht - Stereotypen bezüglich Geschlecht, Minderheiten, kulturellen oder sozialen Hintergründen. Wenn es um sensible Themen geht, die Empathie und ethisches Handeln oder auch die Einstufung bestimmter Menschen, müssen wir den Content prüfen und die Kommunikation so gestalten, dass sie menschliche Werte widerspiegelt.
Fazit: KI als Tool, Menschen als Gestalter:innen
KI ist eine wunderbare Ergänzung im Community Management. Sie nimmt uns Routineaufgaben ab, hilft uns bei der Datenanalyse und kann erste Content-Ideen liefern. Doch sie bleibt eben ein Werkzeug, das wir gezielt einsetzen. Die eigentliche Kraft einer erfolgreichen Community liegt in der Vision und dem Engagement der Community Manager:innen. Es sind unsere Ideen, unsere Werte und unsere Zielstrebigkeit, die ein Projekt voranbringen und der Community eine Richtung geben.